Meine Erlebnisse in Indien
Chandigarh ist eine Planstadt und wurde erst in der 50er Jahren des letzten
Jahrhunderts erbaut. Das heißt auch, es finden sich hier keine altertümlichen
Sehenswürdigkeiten wie in anderen benachbarten indischen Städten.
Weder alte Tempel noch Mogularchitektur. Sektor 1 mit den Regierungsgebäuden
ist weitläufig, begrünt, aber unattraktiv. Dort findet sich auch
das monumentale Wahrzeichen der Stadt: die offene Hand (Bild links), die symbolisch
für die Offenheit der Stadt und des "neuen" Indiens stehen
soll. Die Gebäude sind monströse Blocks, die zum Teil schon starke
Verfallserscheinungen aufweisen. Mich erinnert das Regierungsgebäude
(siehe Leben in Chandigarh) mehr an
ein Atomkraftwerk als an etwas anderes. Der Sukhna Lake (auf der gleichen
Seite zu finden) ist ein künstlich angelegtes Gewässer, aber auch
unspektakulär. Touristen besichtigen Chandigarh meistens nur kurz - auf
der Durchreise von Delhi in die Berge nach Shimla oder Dharamsala. Die große
Einkaufsmeile in Sector 17 rühmt sich, das größte Shoppingcenter
Nordindiens zu sein. Man kann hier zwar viel und für indische Verhältnisse
teuer einkaufen, aber der Plattenbau-Blockcharme ist nicht wirklich bestechend.
Chandigarh soll auch Beinamen haben: "The City Beautiful" oder "Die
schöne Gaffenstadt". Kann mir nicht recht erklären, woher diese
Bezeichnungen kommen, denn "schön" ist wirklich der falsche
Ausdruck. Es gibt hier weniger Bettler, Slums und Dreck als anderswo, aber
der Charme der geplanten Plattenbauten ist eher spröde.
Der Rock Garden ist eine alternative Attraktion in Chandigarh. Ich fand ihn recht interessant. Es ist kein Garten im eigentlichen Sinne, da kaum Grünpflanzen vorhanden sind, sondern er besteht aus Steinfelsen, Wasser und Skulpturen (siehe unten und erstes Bild oben). Der Rock Garden entstand eigentlich illegal. Er wurde von Nek Chand entworfen, der aus unzähligen Schrott- und Müllresten heimlich Skulpturen erschuf. Dieser ungewöhnliche Steingarten bietet einen Kontrast zur streng geplanten Funktionalarchitektur Chandigarhs. Ein interessanter Artikel (auf Deutsch) zum Rock Garden findet sich bei nextroom.at.
Die Grünanlagen im Leisure Valley, dem "grünen Gürtel", der die Stadt durchzieht, sind gut gepflegt und werden bewässert. Aber aufgrund von Motorrad- und Fahrradverbot sind sie spärlich besucht und recht leer. Daher finden sie Verwendung als Treffpunkt für Pärchen, die ansonsten in der Öffentlichkeit kaum wahrzunehmen sind. Üblicherweise halten öffentlich nur männliche Freunde untereinander Händchen und legen Hände um die Schultern. Das heißt nicht zwangsläufig, dass sie schwul wären. Ist jedoch überall in Indien anzutreffen.
Ein anderer Ort für Pärchen sind die Pinjore-Gärten (Bild unten), die man innerhalb von 40 Minuten mit dem Lokalbus von Chandigarh in Richtung Shimla aus erreichen kann. Der Garten in typischer Mogularchitektur hat einem altertümlichen Lokalfürsten als Residenz gedient. Heute kann man in romantischer Atmosphäre schlendern gehen, einen Minifreizeitpark besuchen und auf einem Kamel reiten. Nachts werden die Wasserspiele zum Teil beleuchtet und es gibt dadurch nette Effekte.