Meine Erlebnisse in Thailand
Die Freude war groß. Nach sechs Monaten Indien ging es zum ersten Mal wieder in ein anderes Land. Außerdem hatte ich nun mein Praktikum beendet und musste mich nicht mehr mit dem tagfüllenden Arbeitsalltag auseinandersetzen. Reiner Urlaub stand nun an. So ging es Ende März nach Delhi, wo wir eilig zum Flughafen wollten, aber wir im chaotischen und verstopften Delhi erstmal eine Weile im Stau hängen geblieben sind. Letztendlich hatten wir es am Flughafen dann noch rechtzeitig gepackt und sind über Nacht nach Bangkok geflogen. Dort am frühen Morgen angekommen fällt mir als erstes nach Verlassen des klimatisierten Flughafengebäudes die unglaublich feuchtigkeitsüberladene und heiße Luft auf. Wir hatten unsere Thailandreise auf denjenigen Zeitraum des Jahres gelegt, der in Bangkok am feuchtesten und heißesten war. Aber man lässt sich ja vom Klima nicht den Urlaub verderben. Schon auf der Fahrt vom Flughafen ins Rucksacktouristenghetto an der Khao San Road war ich fasziniert von den modernen, hohen Gebäuden der Stadt, den großen Autos und der Sauberkeit. Nach Indien kam es mir hier nun vor wie im 25. Jahrhundert.
Von
Anfang an sind wir - ohne es zu wissen - auf den Spuren des verfilmten Romanes
"The Beach" gewandelt. Durch einen Hinweis im Reiseführer hatte
ich mir später dann jenes spannende Backpacker-Büchlein jedoch gekauft
und festgestellt, dass wir geographisch relativ genau der Spur des Helden
gefolgt sind und auch seinem vermeintlichen Paradies recht nahe kamen. Aber
wie einer der Charaktere im Buch sinngemäß so schön sagte:
"Wir wollen keine Standardtouristen sein; wir wollen alle mal was anderes
machen. Und wir machen alle was anderes, aber letztendlich machen wir dadurch
alle wieder das Gleiche." Und so ging es uns auch. War man in Indien
desöfter alleine als Ausländer unter Einheimischen, waren unsere
Ziele in Thailand immer mit Ausländern umgeben. Die Idee, bestimmte "Geheimtipps"
aus dem Reiseführer aufzusuchen, hatten die meisten anderen Leute jedenfalls
auch. Wie in "The Beach" fing alles auf der Khao San Road an. Partymeile
für Ausländer und voll mit Guest Houses, wo man ein günstiges
Zimmerchen bekommen kann - nackt, mit Doppelbett und WC auf dem Flur. Und
das für sagenhafte umgerechnet vier Euro. Auf der Khao San Road gab es
alles zu kaufen - Klamotten, CDs, CD- und Mp3-Player, Fotokram, Memorycards,
unzählige Restaurants. Habe mich jedenfalls regelmäßig auf
Thai-Curries mit Rind- und Schweinefleisch, auf Fruchtshakes und Bier gestürzt.
Berühmt-berüchtigt wie Thailand nun ist, gibt es ein Nachtleben wie auf jenem Bild hier - wenn auch nur bei Tag aufgenommen. Entgegen vieler Klischees ist Thailand nicht nur ein Land für Sextouristen, sondern man findet hier viele Familien, Pärchen und natürlich abenteuerlustige Rucksacktouristen ebenso wie Strandpartygänger. Es fällt trotzdem auf, dass man westliche Männer häufig mit Thaimädchen herumlaufen sieht, die jedoch meistens nicht so gut aussahen, wie ich mir dass zuvor vorgestellt hatte. Zudem ist zu beachten, dass die schönsten Mädchen oft gar nicht weiblichen Geschlechts sind. Viele Männer fallen wohl auf die Verhüllungskünste zarter Thaiboys herein, andere stören sich daran wohl dann weniger.
"Bangkok" nennen die Stadt nur Ausländer. Warum, weiß ich nicht. Die Thais nennen ihre Stadt jedenfalls kurz "Krung Thep". Offiziell hat die Stadt jedoch einen Namen, der aus so mindestens vierzig Wörtern besteht. In Bangkok kann man sich auf einigen Strecken mit einem bequemen Skytrain bewegen. Ansonsten kommt man mit Bus, Autoriksha oder Taxi voran. Meistens jedoch wegen der Verkehrsstaus nur schleppend. Da ist ein Taxiboot auf dem Chao Phrang River eine wunderbare Alternative. Auch sonst bietet der Fluss einen schönen Ausblick.
Entlangreisend
am Fluss kann man auch Chinatown auskundschaften. Es bieten sich viele Märkte
und zahlreiche Stände an, die einem diverse asiatische Köstlichkeiten
bieten können. Zu essen gibt es in Bangkok jedenfalls alles: Fastfood
und edle westliche Küche, traditionelle und weniger geschärfte Thaiküche,
eine reiche Auswahl an koreanischen, japanischen, chinesischen und indischen
Köstlichkeiten. Aus verständlichen Gründen habe ich jedoch
erstmal die indische Küche ausgespart. Ein BigMac musste hingegen jedoch
sein. Doch nach Bangkok kommt man weniger wegen des guten Essens, sondern
oft auch, um die ganzen Bauten und Tempel zu besichtigen, die für den
Europäer recht exotisch anmuten. Über die ganze Stadt verteilt finden
sich unzählige Paläste, Tempel und Wats (Klöster). Besonders
berühmt sind der Königspalast, der Tempel des Smaragd-Buddha (Wat
Phra Kaew) und der Tempel des liegenden Buddha (Wat Pho). Typisch sind die
spitz nach oben zulaufenden Türmchenformen und surreale Dämonengestalten.
Die Tempelanlagen sind auf jeden Fall einen Besuch wert - man kann immer wieder
neue Details entdecken. Das ganze Land ist weitgehend buddhistisch, im Süden
findet man an der Grenze zu Malaysia jedoch einige Moslems - dort gibt es
immer wieder Unruhen und Aufstände. Ansonsten ist Thailand recht friedlich.
Die Zahl der Bettler war weit weniger hoch als in Delhi und auch die Verkäufer
waren nicht ganz so aufdringlich wie die indischen. Was nicht heißt,
dass es nicht genügend Betrügereien und Abzocke an Urlaubern gibt.
Indien hatte den Vorteil, dass ich mich immer im Englisch-Hindi-Mix halbwegs
verständigen konnte, während in Thailand das Ganze manchmal ein
wenig schwieriger war. Irgend einen Touristenschlepper mit Englischkenntnissen
konnten wir jedoch immer finden, so dass man überall hinkommen konnte
- auch wenn's ein wenig teurer war. Nach ein paar Tagen Bangkok haben wir
einen Tagesausflug nach Kanchanaburi gemacht, sind dann für zwei Wochen
runter in den Süden des Landes und zurück in Bangkok haben wir hier
kurz das buddhistische Neujahrsfest gefeiert. Jenes wird so begangen, dass
alle Leute sich auf der Straße mit Wasser nassspritzen. Das ganze ging
drei Tage lang, aber mir war es nach den ersten zwei Stunden schon zu langweilig
geworden und es nervt dann, wenn einem die Klamotten am Leibe kleben. Für
die Einheimischen war es jedenfalls ein Riesenspaß, die Touristen zu
durchnässen. Am Abflugtag war das Songkran-Fest jedoch zum Glück
vorbei, sodass wir trocken das Flugzeug nach Delhi besteigen konnten.