Meine Erlebnisse in Indien
Endlich habe ich mich auch mal "getraut", wieder nach Delhi zu fahren und mir die Stadt mal richtig anzusehen. Mein Grauen vom ersten Tag in Indien saß noch tief und fest in mir. Ich erinnere mich noch an die dunklen Menschengestalten, den entsetzlichen Gestank, die Abbruchhäuser und das Verkehrschaos, welches nach meiner Ankunft aus Deutschland erlebt hatte. Aber mittlerweile bin ich ja nun etwas abgehärtet und so bot es sich an, an diesem Wochenende nach Delhi fahren - habe eine Ein-Tages-Tour draus gemacht. In 5 Stunden ist man mit dem Bus von Chandigarh in Delhi. Die Busfahrt fand im für Delhi im Winter typischen Nebel statt, aber es ist dann während des Tages etwas klarer geworden. Der Bus aus Chandigarh kommt am Busterminal am Kashmiri Gate in Old Delhi an, welches auch Dreh- und Angelpunkt für unsere weiteren Fernreisen nach Süden ist. Unweit des Busterminals findet sich eine der berühmteren Attraktionen von Delhi: das Rote Fort (Bild oben). Dort haben wir uns auch einen Führer aufschwatzen lassen, der aber gar nicht mal so schlecht war. Jedenfalls hat er uns verschiedene Baustile erklärt - das Fort enthält Mogul-, hinduistische, persische und islamische Elemente, da der Herrscher als Moslem sich die Gunst seiner mehrheitlich hinduistischen Untertanen sichern wollte. Die Bauwerke sind mit reichhaltiger Ornamentik verziert. Im Fort findet sich ein schöner Park, in dem auch viele Familien am Wochenende verweilen. Nach den indischen Herrschern wurde das Fort später von den Briten genutzt und erweitert.
Nach dem Fortbesuch haben wir uns in den Trubel des alten Delhis gestürzt. Am Roten Fort beginnt eine der großen Bazarstraßen Delhis - der Chandi Chawk (siehe Bild). Die Straße ist hoffnungslos überfüllt mit Händlern, die Klamotten, Schmuck, Spielzeug und allen möglichen anderen Kram feilbieten. Rikshas und Autos quetschen sich durch die Massen. Man kann kaum stehenbleiben - weiterlaufen ebensowenig. Wenn man sich abseits der großen Straße mal in die Seitengassen wagt, begegnet einem ein wirr erscheinendes Labyrinth. Enge Gassen, zugkleistert mit Marktständen und Geschäften, Strom-, Telefon-, und TV-Kabeln in ein paar Metern Höhe und durch die wenige Meter breiten Gassen fahren Motorräder und Rikshas.
Wenn
man von Old Delhi weiter nach Süden fährt, kommt man nach New Delhi.
Es gibt keine sichtbare Grenze zwischen dem alten und dem neuen Delhi. Alles
wirkt wie eine Stadt und man merkt dann nur, dass sich die Häuser etwas
verändern, die Straßen breiter werden und man in New Delhi einige
Parks sieht. New Delhi ist die Hauptstadt Indiens, die größte Stadt
Indiens hingegen ist Bombay (Mumbai). Das heißt, in New Delhi finden
sich auch großzügige Grünanlagen, Regierungsgebäude,
Botschaften und große Straßen und Plätze, an denen Zeremonien
praktiziert werden. In Indien liebt man militärische Zeremonien mehr
als bei uns und eine der größten fand am 26. Januar statt - dem
Republic Day. Also eine Woche nach unserem Delhi-Aufenthalt, d.h. die Vorbereitungen
für die Paraden waren in vollem Gange. Auf dem Bild rechts sieht man
eine der großen Paradestraßen mit mir vor dem India Gate, einem
der Wahrzeichen New Delhis.
Delhi ist sehr groß und weitläufig. Man braucht wirklich seine Zeit, um von einem Ort zum anderen zu gelangen. Auch die Touristenattraktionen sind recht weit voneinander entfernt. Da bleibt einem nur, das unübersichtliche, gnadenlos überfüllte und für die meisten westlichen Touristen unzumutbare Bussystem zu benutzen oder mit Autorikshas bzw. Taxis um einen fairen Preis zu verhandeln. Wenn man einen wirklich günstigen Preis bekommt, wollen viele einen dann zu Geschäften eines Bekannten fahren, wo man was kaufen soll und der Taxifahrer Provision erhält. Man kann auch versuchen, auf dem Meter zu bestehen - oft jedoch kramen dann die Fahrer Tabellen mit den seltsamsten Umrechnungskursen raus, da die Meter nicht selten veraltet sind. Durch hartnäckiges Feilschen kann man hingegen halbwegs vernünftige Preise im Voraus erzielen. Nur ist oft nicht klar, was gute Preise sind, da bei Ausländern erstmal pauschal maßlos überhöhte Preise angesetzt werden. In Deutschland habe ich nie gerne gefeilscht, hier bleibt einem nichts anderes übrig (wenn man nicht wirklich zu viel Geld hat) und es wird eine Alltagssache. Auch beim Klamottenkauf lohnt sich feilschen. Die besten Preise habe ich immer für Dinge erzielt, die ich ursprünglich nicht haben wollte. Bei den Sachen, die mir wirklich gefallen habe, konnte ich einfach nicht hartnäckig genug sein.
Delhi
bietet eine Vielzahl an religiösen Stätten aller Art. Es finden
sich sehr schöne Moscheen in der Stadt, die ich bei diesem Delhi-Besuch
aus Zeitmangel jedoch nur von weitem betrachtet habe. Für einen ausgiebigen
Besuch aller Sehenswürdigkeiten in Delhi braucht man etwas Zeit. Das
sollte allerdings nicht das Problem sein, da Delhi von Chandigarh aus relativ
schnell und unkompliziert zu erreichen ist - die Busse fahren regelmäßig
alle 15 Minuten oder sogar noch öfter. Große, prachtvolle Hindutempel
finden sich in der Stadt. Ebenso die Gurudwaras - die Tempel der Sikhs (die
mit den Turbanen), die man in Chandigarh jedoch viel häufiger sieht.
Einer der größten und beeindruckendsten Tempel ist im äußersten
Süden Delhis gelegen. Es ist der Tempel der Gemeinschaft der Bahá'i,
der monumental in Form einer Lotusblüte gebaut wurde (siehe Bild). Die
Bahá'i sind eine neuere Religion, deren Anhänger sich weltweit
finden und die recht starke Sozialprinzipien haben. Man glaubt an die Einheit
Gottes und Fastentage gibt es auch. Der Tempel selbst ist nicht nur von außen
beeindruckend - auch von innen. Vor dem Eintritt werden einem die Schuhe abgenommen
und entgeltlos verwahrt Dann wird man um absolute Stille beim Betreten des
Tempels gebeten, so dass innerhalb der Kuppel vollkommene Ruhe herrscht. Lautstärke
verursachende Besucher, so auch schreiende Babies, werden des Tempels schnell
verwiesen.
Delhi war auf jeden Fall einen Ausflug wert. Im Sommer bei 45 Grad kann es hier sicher sehr anstrengend werden, es ist eine turbulente, staubige und oft auch übelriechende Stadt, die auf der anderen Seite auch superreiche Viertel und gepflegte Anlagen aufweist. Delhi ist zu empfehlen, wenn man schon etwas Indienerfahrung hat. Den meisten Indien-Erstbesuchern, die nachts in der Stadt landen, ist Delhi für den Anfang einfach zu viel. Mit Gewöhnung machen einem die Bettler, Schlepper, der Gestank und der Verkehr nicht mehr so viel aus und man kann die Sehenswürdigkeiten der Stadt genießen.