Fabian in Jaipur

Meine Erlebnisse in Indien

Jaipur

24.-26.01.2004 Jaipur

Dieses Wochenende war etwas besonderes, denn ein Feiertag stand am Montag an. Und mal abgesehen von den wenigen Feiertagen, die auf den Samstag gefallen sind, den ich mir eh immer freigenommen habe, bin ich seit September nur in den Genuss zweier Feier- und damit Urlaubstage gekommen: und zwar Mahatma Gandhis Geburtstag und Weihnachten. Am 26. Januar ist Republic Day in Indien und da wird mit großen Paraden in Delhi und anderswo gefeiert. Mich hat das wenig gereizt und ich wollte das Wochenende lieber nutzen, um mal weiter weg zu fahren, wo es sich für drei Tage auch richtig lohnt. Und so haben wir uns Jaipur ausgesucht - eines der Haupttouristenziele in Nordindien.

Camel

Wir mussten dieses Mal nicht einmal den Bus nach Jaipur nehmen. Ein Arbeitskollege von mir hatte um die gleiche Zeit Dinge in Jaipur zu erledigen, so dass er uns anbot, mit dem Auto dorthin zu fahren. Das passte wunderbar und so machten wir uns Freitag nachts nach der Arbeit auf den Weg, um über den Highway nach Delhi und weiter nach Jaipur zu fahren. Im kleinen "Maruti", dem indischen Standardautomodell (ein Kleinwagen, der eigentlich ein Suzuki ist) sind wir durch den Winternebel Nordindiens getuckert, bis mein Kollege merkte, dass er in dem Tempo nie rechtzeitig ankommen würde. Und dann ging die Höllenfahrt los. Mit 100 km/h über Schlaglöcher durch den dichtesten Nebel. Ständig Vollbremsungen und Ausweichmanöver. Ich bin ja vom Straßenverkehr hier einiges gewohnt, aber jene Autofahrt war die schlimmste meines Lebens. Wir haben in Angst gezittert, wenn mitten aus dem Nebel ein LKW auftauchte und den Weg blockierte oder wenn Kamelgefährte (siehe Bild oben) die Autobahn gekreuzt haben. Die Autobahn von Delhi nach Jaipur ist zwar eine der wenigen und besten Highways in Indien, was jedoch Radfahrer und Kamele nicht vom Benutzen abhält - im Gegenteil. Außerdem gibt es keine Abfahrten, nur rechtwinklige Kreuzungen und das kann gefährlich werden. Aber irgendwann kommt man doch an - in unserem Falle am Samstag vormittag.

Amber Fort

Hotel ausfindig gemacht und dann losgezogen. Für den Tag hatten wir uns vorgenommen, nicht Jaipur selbst zu besuchen, sondern Amber. Amber ist ein Ort einige Kilometer von Jaipur entfernt und die Hauptattraktion ist das majestätische Amber Fort - siehe Bild oben. So haben wir den kleinen Stadt-Bus genommen und sind eine halbe Stunde nach Amber gefahren. Auf dem Weg zum Fort ist uns wieder einiges an Tierleben begegnet, so wie dieser Lemuraffe auf der Mauer.

Monkey

Das Fort selbst war ein Bauwerk, welches man tagelang hätte erkunden können. Reichhaltig verzierte Palastbauten, typische Bögen. Lange, verwinkelte Gänge. Wie zum Verlaufen gedacht. Ein Garten inmitten des Palastes. Habe mich schon fast in eine mittelalterliche Sultansmeuchelmord-Stimmung reinversetzen können, ein wenig unheimlich war es in den Gebäuden schon. Doch der Sonnenuntergang nahte und wir wurden aus dem Palast geradezu rausgeworfen. Egal. Denn die nächste Attraktion wartete schon auf uns.

Jal Mahal

Auf dem Weg zurück nach Jaipur haben wir den Busfahrer um einen Halt gebeten und sind vorzeitig rausgehüpft. So konnten wir dann den Sonnenuntergang am See mit dem märchenhaften Jal Mahal (siehe Bild oben) erleben. Jal Mahal bedeutet soviel wie Wasserpalast. Das Gebäude ist von Land aus nicht erreichbar, aber ein Besuch per Boot würde sich kaum lohnen. Der See stinkt, das Gebäude ist verfallen und unwirtlich - der äußere Schein trügt. So haben wir dann den nächsten Bus zurück nach Jaipur genommen und sind abends noch ins berühmte Raj-Mandir-Kino gegangen. Der Saal war klasse, der Film in Hindi war jedoch dieses Mal extrem langweilig und ich bin zwischendurch eingeschlafen.

Riksha

Am nächsten Tag ging es dann weiter. In Jaipur, welches Hauptstadt des Wüstenstaates Rajasthans ist, habe ich vieles entdecken können, was man mit Indien oft assoziiert. Es ist eine Märchenstadt aus 1001er Nacht und wirkt recht arabisch. Kairo stelle ich mir beispielsweise ähnlich vor. So habe ich auch viele "indientypische" Schnappschüsse einfangen können, z.B. das typische Individual-Transportmittel für die Menschen hier - ein Cycle-Riksha (siehe Schattenbild). Die Cycle-Riskhas sind mannbetrieben und etwas billiger als die luftverpestenden Autorikshas. Dafür sind sie um einiges langsamer und kommen den Berg nicht hoch, man ist zudem von der Kondition des Rikshafahrers abhängig. Mit jenem Riksha haben wir uns in die Altstadt Jaipurs fahren lassen. Mit vielen Palästen, Prachtmeilen und Shoppingbazaren. Jaipur ist gar nicht so alt, es wurde 1727 von Sawai Jai Singh gegründet. Jaipur wird oft auch die "Pink City" genannt, da 1876 der Herrscher hier die Stadt zu einem Ehrenempfang des Prinzen von Wales anstreichen ließ. So erstrahlen heute noch viele Gebäude in eigentlich einer braunroten Farbe, die abends jedoch pink wirken kann.

City Palace

Auch im Stadtpalast (siehe Bild) gab es viel zu entdecken und das Bauwerk war reich an Ornamentik und ein Beispiel typischer Mogularchitektur. Zudem tummelten sich hier viele ausländische Touristen, die ich in anderen Gegenden doch eher selten antreffe. Nach dem Palast sind wir ins Jantar Mantar geschlendert, einer mittelalterlichen Sternwarte mit obskuren Konstruktionen, mit denen sich beispielsweise genau die Zeit bestimmen lässt. Draußen haben ein paar Flötisten mit Kobras in Körben darauf gewartet, sich für ein wenig Geld zu präsentieren. Nach dem üblichen Gediskutiere und hartnäckigen Verhandlungen drücke ich den beiden schließlich einen 10-Rupie-Schein (ca. 18 Eurocents) in die Hand und mache dafür jenes Foto, welches im Kleinformat auch auf der Startseite zu sehen ist. Für mich ist es das typische Indienfoto - auch wenn es einem Klischee entstammt.

Cobras

Zu guter Letzt machen wir uns auf dem Weg zum Sonnentempel, leicht außerhalb der Stadt. Dort besteigen wir einen Berg, um zum Tempel zu gelangen. Auf dem Weg dahin fällt uns jene Kuh (Bild unten) ins Auge, die nun doch etwas anders aussieht als normale Kühe. Das fünfte Bein an der Schulter ist für Biologen einfach eine Mutation, für gläubige Hindus jedoch ein Wunder und daher gelten fünfbeinige Kühe als besonders heilig und werden dementsprechend geschmückt. Vom Sonnentempel hat man einen herrlichen Ausblick auf Jaipur, es wird jedoch schnell dunkel und wir fahren zurück in die Stadt. Noch ein wenig auf den großen Bazaren bummeln gehen und dann lecker Abendessen. Habe mir leckeres Hammelfleisch in gewohnt scharfgewürzter Soße gegönnt. Am nächsten Tag war die Rückfahrt eingeplant. Mein Kollege hat mir per SMS geschrieben, er würde uns gerne wieder zurückmitnehmen. Ich habe die Nachricht besser ignoriert - wir haben einstimmig dafür votiert, aus Sicherheitsgründen den Bus vorzuziehen. Billiger als das geteilte Spritgeld für die Hinfahrt war der Bus zudem auch noch. Nur hat auch die Busfahrt ihre Tücken gehabt. Auf dem Weg nach Delhi ist der Motor ausgefallen. Alle mussten auf der Autobahn raus aus dem Bus und wir haben auf vorbeifahrende Busse in Richtung Delhi gewartet. Und so kam denn irgendwann einer - unsere komplette Passagierbesatzung hat sich dann in jenen bereits vollbesetzten Bus gequetscht. Ich habe dann die restlichen vier Stunden eingeklemmt im Stehen verbracht. Und von Delhi ging es dann nach unserem obligatorischen McDonalds-Abendessen am Busstand etwas gemütlicher wieder zurück nach Chandigarh. Insgesamt gesehen, war Jaipur wirklich eine der schönsten Städte, die ich hier besucht habe.

Holy Cow

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